Volkstumsabends beim Sudetendeutschen Tag

Typ: Rede , Datum: 19.05.2018 19:00 Uhr

Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Dr. Bernd Fabritius

  • Ort

    Augsburg

  • Rednerin oder Redner

    Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

[Es gilt das gesprochene Wort]

Liebe Landsleute,

ein herzliches Grüß Gott zum „Großen Volkstumsabend“ hier in Augsburg!

Unter dem Motto "So klingt Heimat" möchten wir heute Abend beisammen sitzen, zusammen Musik hören, singen und tanzen, uns erinnern, wir wollen uns unserer selbst vergewissern.

Ich möchte daher nicht viele Worte verlieren. Ich möchte Ihnen aber als neuer Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung die besten Grüßen aus Berlin, von unserem Bundesinnenminister Horst Seehofer übermitteln. Heute Vormittag hat in Vertretung von Herrn Minister Seehofer dessen Parlamentarischer Staatssekretär Stephan Mayer zu Ihnen gesprochen, an uns dreien können Sie die starke politische Verankerung der Themen der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten in der neuen Bundesregierung festmachen.

In der Großstadt Berlin, dem Schmelztiegel so vieler Kulturen, Nationen und Religionen versteht man vielleicht nicht immer, was für Großes und Schönes Volkstumsabende der Sudetendeutschen in Bayern sind:

Wir vergewissern uns auf dem Sudetendeutschen Tag selbst: unserer Herkunft, unserer Geschichte und unserer lebendigen Traditionen! Wir leben hier das, was wir waren und immer noch sind und was wir bleiben wollen!

Viele von Ihnen kennen den oft geäußerten Ausspruch: "Wer keine Herkunft hat, hat auch keine Zukunft."

Dieser Satz hat von seiner Gültigkeit nichts verloren. In diesem Sinne muss es auch unsere Aufgabe sein, das Gedenken an die jahrhundertealte deutsche Kultur und Siedlungsgeschichte im östlichen Europa wach zu halten.

So erhalten Bund und Länder gemeinsam mit den Vertriebenen das Kulturgut der Vertreibungsgebiete. Zugleich fördern Bund und Länder die Pflege, die wissenschaftliche Aufarbeitung und die Weiterentwicklung der deutschen Kultur unserer Heimatgebiete.

Dass es in den letzten Jahren zunehmend starke Signale der Verständigung und Versöhnung auch seitens der tschechischen Regierung und der tschechischen Öffentlichkeit gegeben hat, ist für uns alle Bestätigung und Ansporn zugleich!

Das ist auch Ihr Verdienst, der Verdienst einer klugen und besonnenen, stets zielorientierten Heimatpolitik Ihres Verbandes und Ihres Sprechers und Bundesvorsitzenden Bernd Posselt. Dafür möchte ich Danke sagen.

Und es sind vor allem Sie, liebe Landleute der Generation der Vertriebenen, aber auch Ihrer Nachkommen, die sich bewusst, zum Kulturgut des ehemals deutschen Ostens bekennen:

Sie halten durch gelebtes Brauchtum, durch Volksfeste, durch Heimatstuben, durch mündliche Überlieferung und Erzählungen - gerade auch gegenüber der Generation der Kinder und Enkel - , durch Literatur, aber eben auch durch die Lebendigkeit der Musik die kulturgeschichtliche Tradition Ihrer Volksgruppe wach!

Gerade die Sudetendeutschen sind bekannt für ihre Sangesfreude: Kirchenlieder, besonders Marienlieder, Krippenlieder, Kinderlieder und unzählige Volkslieder - das alles gehört zum gut gepflegten Bestand im Kulturverständnis der Sudetendeutschen: Ein Liedgut, das auch die Eigenart der stammlichen Vielfalt der Volksgruppe widerspiegelt!

Es werden alte Volkslieder gesungen und neue Lieder verbreitet. Nur so ist es zu verstehen, dass bis heute in den Familien und bei verschiedenen Zusammenkünften so viel traditionelle und identitätsstiftende Kultur gelebt wird.

Wenn wir heute unsere tradierten Lieder hören und singen, dann ist das auch ein klares Bekenntnis zur vielzitierten Heimat und Ausdruck unserer besonderen Heimatliebe:

Diese Lieder erzählen von unsere Vergangenheit; von unserem Heimweh! Diese Lieder erinnern uns an unsere Kindheit: sie erinnern an Landschaften, Regionen und Orte, die uns vertraut geworden sind!

Diese Lieder bestärken uns in unserer christlichen Verwurzelung!
Und diese Lieder sind Ausdruck unserer ganz besonderen landsmannschaftlichen Lebenserfahrung und Lebensfreude!

Vielzitiert ist der dem böhmischen Komponisten Gustav Mahler zugeschriebenen Ausdruck: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Ganz in diesem Sinne wünsche ich uns heute einen lebendigen und fröhlichen Abend!