Grußwort anlässlich der Banater Heimattage

Typ: Rede , Datum: 15.06.2019 00:00 Uhr

  • Ort

    Temeswar/Rumänien

  • Rednerin oder Redner

    Prof. Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Es gilt das gesprochene Wort!

Als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist es mir eine große Freude, heute an Ihren Heimattagen teilzunehmen. Ich überbringe Ihnen die Grüße der Bundesregierung.

Ich bin tief beeindruckt von Ihrem Engagement und Ihrem aktiven Gemeinschaftsleben. Es gelingt Ihnen, alte Traditionen mit Leben zu füllen und die deutsche Kultur und Sprache zu pflegen und zu erhalten. Hierfür sei Ihnen ein herzliches Dankeschön gesagt.

Sie haben den diesjährigen Heimattagen das Motto “Tradition und Moderne - die Banater Deutschen und 100 Jahre Rumänien“ verliehen. Ihre Vorfahren, die sich mit Pioniergeist und Tatendrang der großen Herausforderung stellten, die zu weiten Teilen entvölkerten Gebiete zu besiedeln und zu bewirtschaften, haben das Banat geprägt und als neue Heimat angenommen, ohne die Traditionen und die Kultur ihrer alten Heimat Deutschland zu vergessen.

Gleichzeitig waren Ihre Vorfahren von Anfang an loyal dem rumänischen Staat gegenüber. Mit dem Memorandum der Banater Schwabendelegation bei der Friedenskonferenz in Paris vor hundert Jahren haben sie sich deutlich in die Gründung des modernen rumänischen Staates eingebracht und aktiv bei dem Aufbau des Staates beteiligt. Sie haben sich auch in den Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, die durch Verfolgung der deutschen Minderheit und starke Auswanderungsbewegungen gekennzeichnet waren, nicht davon abbringen lassen, die Loyalität zum rumänischen Staat mit der Treue zu Ihren deutschen Wurzeln zu verbinden und beide Bekenntnisse gleichermaßen zu pflegen.

Sie haben in den letzten Jahrzehnten im Rahmen der sich stetig vertiefenden Freundschaft zwischen Rumänien und Deutschland einen eigenständigen Beitrag geleistet, um dieses gute und freundschaftliche Verhältnis zu stärken und kulturelle und zivilgesellschaftliche Brücken zwischen unseren Staaten zu bauen.

Und wer wäre besser geeignet als die Angehörigen der deutschen Minderheit, eine Brückenfunktion zwischen Deutschland und Rumänien einzunehmen? Viele dieser Menschen tragen sozusagen „zwei Herzen in ihrer Brust“. Sie, ich darf sagen wir, kennen unsere beiden Länder sehr gut und wissen um die Mentalität der Menschen und die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Für die Verständigung zwischen zwei Völkern scheint kaum eine günstigere Konstellation vorstellbar als jene, dass eine relativ große Zahl von Menschen gleichsam in beiden Kulturräumen „zu Hause“ ist.

Gleichzeitig gestalten Sie aktiv die Gegenwart in der rumänischen Gesellschaft und tragen zu dem wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Leben in Rumänien bei. Sie lieben nicht nur Ihre deutschen Wurzeln, sondern auch Ihre Banater Heimat. Hass wegen des in der Vergangenheit erlittenen Unrechts hat keinen Platz in Ihren Herzen. Und genau dies ist Ihr Beitrag zur Völkerverständigung, zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Rumänien, zur deutsch-rumänischen Freundschaft.

Umso mehr trifft es auf großes Unverständnis, dass sich die deutsche Minderheit bereits seit Monaten erneut wiederholten Angriffen aus den Reihen der Regierung ausgesetzt sieht. Die jüngsten Vorkommnisse, bei denen die deutsche Minderheit in Rumänien mit Organisationen aus nationalsozialistischer Zeit gleichgesetzt wird und verleumderische Berichterstattung scheinbar wieder gesellschaftsfähig wird, werden von der Bundesregierung verurteilt. Die Bundeskanzlerin hat bei ihrem Besuch des Demokratischen Forums im vergangenen Monat dafür deutliche Worte gefunden: "Sie dürfen davon ausgehen, dass wir Ihre Verbündeten sind, wenn man Sie beleidigt oder beschuldigt."

Die Bundesregierung ist sich ihrer Verantwortung für die deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa stets bewusst, zum einen aufgrund der besonderen historischen Verantwortung zur Bewältigung der Folgen des Zweiten Weltkrieges. Bei dieser Kriegsfolgenbewältigung geht es wesentlich um Versöhnung und Wiedergutmachung gegenüber den Opfern des nationalsozialistischen Deutschlands, aber auch um die Hilfe für die Menschen, die wegen ihrer deutschen Volkszugehörigkeit ein besonders schweres Kriegsfolgenschicksal zu erleiden hatten.

Darüber hinaus bieten die deutschen Minderheiten als bi-kulturelle Bindeglieder eigener Prägung besondere Chancen zur Entwicklung kultureller und zivilgesellschaftlicher Brücken und Netzwerke innerhalb der Europäischen Union.

Im Jahr 2019 stellt die Bundesregierung ca. 5,8 Mio. für Zwecke der deutschen Minderheit in Rumänien bereit. Hinzu kommen noch Förderprogramme für Kultur, Sprache und Schulausbildung durch die Länder Baden-Württemberg und Bayern, die hier lobenswert zu erwähnen sind. Diese Förderungen beruhen oft auf langjährigen Partnerschaften auf lokaler Ebene, die zu der vertieften Freundschaft zwischen unseren Ländern und damit einem geeinten Europa beitragen.

Eines der Themen, die mir im Rahmen der Förderung der deutschen Minderheiten besonders am Herzen liegen, ist die Jugendarbeit. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Einladung zu den Heimattagen auch durch das Deutsche Forum der Banater Jugend mitgetragen wird. Die Jugend ist unsere Zukunft und die Einbindung der zukünftigen Generation in die Arbeit der Minderheitenverbände ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung des ethnokulturellen Erbes, aber auch ein Beitrag für das weitere friedvolle Zusammenleben in Europa. Ich bedanke mich daher ausdrücklich bei den jungen Menschen, die diese Veranstaltung mitgestalten. Bleiben Sie so aktiv. Die Bundesregierung sieht es als prioritär an, die Jugend der deutschen Minderheiten in ihren Aktivitäten zu unterstützen.

Nun bleibt mir noch für den herzlichen Empfang hier in Ihrer Mitte zu danken; ich wünsche Ihnen noch ein weiter gutes Gelingen dieses Festes und fröhliche Stunden.