Grußwort zur 19. Hauptversammlung der Domowina

Typ: Rede , Datum: 30.03.2019

  • Ort

    Crostwitz

  • Rednerin oder Redner

    Prof. Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Es gilt das gesprochene Wort!

Ich danke Ihnen sehr herzlich für die Einladung hierher nach Crostwitz zu der heutigen Hauptversammlung der Domowina und für die Gelegenheit, mich als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten mit einem Grußwort an Sie wenden zu können.

Am Donnerstag habe ich bereits Cottbus besucht und konnte mich dort von der sprichwörtlichen Freundlichkeit und Gastfreundschaft aber auch von der wertvollen Arbeit der Domowina und anderer sorbischer Einrichtungen für die Belange des sorbischen Volkes überzeugen.

Die Domowina hat für das Wohl des sorbischen Volkes aus meiner Sicht bisher hervorragende Arbeit geleistet und dessen Anliegen stets mit Weitsicht und Beharrlichkeit vertreten. Da gerade in der Domowina das ehrenamtliche Engagement vieles erst möglich macht, gilt mein besonderer Dank für das bislang Geleistete insbesondere den zahlreichen ehrenamtlich Tätigen.

Häufig wird darauf Bezug genommen, dass das sorbische Wort „Domowina“ auf Deutsch „Heimat“ bedeutet. Auch darauf möchte ich zu sprechen kommen. Wie viele von Ihnen wahrscheinlich wissen, trägt das Ministerium, bei dem das Amt des Minderheitenbeauftragten der Bundesregierung organisatorisch angesiedelt ist, seit letztem Jahr ebenfalls das Wort „Heimat“ im Namen: es heißt nun Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.

Der Begriff „Heimat“ hält die große Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen für wichtig. Der Inhalt von Heimat ist vielschichtig. „Heimat“ ist höchstpersönlich, eine Empfindung! Als Heimat empfinden Menschen etwa den Ort, wo sie dazu gehören. Dabei zeigt sich: Heimat ist nicht rückwärtsgewandt oder „von gestern“. Nein, der Begriff der Heimat verbindet in einer globalisierten Welt, die Wurzeln der Vergangenheit mit dem Gestaltungswillen der Zukunft. Er spielt eine wichtige Rolle für die eigene Identität, aber auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Heimat ist nicht einfach nur da. Sie will gepflegt und gestaltet sein. Das ist das Ziel sowohl der Domowina als auch der Bundesregierung.

Die Domowina will Heimat hier in der Lausitz insbesondere für alle Angehörigen des sorbischen Volkes gestalten, so dass die Voraussetzungen dafür erhalten bleiben, die sorbische Sprache und Kultur auch weiterhin lebendig zu halten und im Alltag zu verankern. Auch die Bundesregierung und hier insbesondere das Bundesinnenministerium will Heimat gestalten. Da geht es nicht primär um Folklore, wie viele in Verkennung des Heimatbegriffes meinen, es geht um die Gewährleistung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Deutschland. Dies kommt in besonderer Weise auch den nationalen Minderheiten wie den Sorben zugute.

Die Gewährleistung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den angestammten Siedlungsgebieten der nationalen Minderheiten – wie hier in der Lausitz – kann dazu beitragen, Abwanderung zu verhindern und so die bestehenden spezifischen Sprach- und Kulturräume der nationalen Minderheiten zu erhalten.

Der Strukturwandel in der Lausitz stellt uns noch einmal vor besondere Herausforderungen. Auch diesen versucht die Bundesregierung aktiv zu gestalten. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hat die von der Bundesregierung eingesetzte sogenannte Kohlekommission hierzu bereits Empfehlungen abgegeben. Diese schließen auch die Förderung von Sprache, Kultur und Identität des sorbischen Volkes ausdrücklich ein.

All dies dient dazu, Heimat so zu erhalten, dass die Menschen sich wohlfühlen und in ihrer Heimat eine Zukunft haben. Dies gilt auch und besonders für die junge Generation. Die Sorge um den Erhalt der eigenen Sprache und Kultur teilen alle nationalen Minderheiten in Deutschland. Nur die junge Generation kann diese in die Zukunft tragen. Es ist mir deshalb ein besonderes Anliegen, Sie alle dazu zu ermuntern, ein besonderes Augenmerk auf die Einbeziehung der jüngeren Generation zu legen.

Nur wenn es immer wieder gelingt, die nachfolgenden Generationen mit der sorbischen Sprache und Kultur aufwachsen zu lassen, werden sie sich damit identifizieren und sich für deren Erhalt einsetzen. Deshalb mein Appell an Sie: Binden Sie die Jüngeren rechtzeitig auch in die Verbandsarbeit ein, lassen Sie Verantwortung erleben und erlernen.

Führen Sie frühzeitig den eigenen Nachwuchs an die spannenden und vielfältigen Tätigkeiten der Domowina und der anderen sorbischen Vereinigungen heran, damit sie irgendwann bereit sind, Verantwortung in den sorbischen Verbänden und Vereinen zu übernehmen und die Aufgaben der Pflege und Entwicklung der sorbischen Sprache und Kultur weiterzuführen.

Damit es gelingt, gerade auch die jungen Sorben an die sorbische Sprache zu binden, hat die Bundesregierung seit 2016 Haushaltsmittel für die Unterstützung von Maßnahmen zur Förderung der sorbischen Sprache in den neuen elektronischen Medien bereitgestellt. Diese, der Stiftung für das sorbische Volk zur Verfügung stehenden Mittel, sollen dafür genutzt werden, das Sorbische in den digitalen Medien so zu verankern, dass die Angehörigen des sorbischen Volkes nicht auf die deutsche Sprache ausweichen müssen, um etwa in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein.

Als Minderheitenbeauftragter der Bundesregierung unterstütze ich all diese Bemühungen, wo ich kann.

Damit nicht nur die Lausitz als geografische Region, sondern insbesondere die sorbische Sprache und Kultur für Sie und viele nachfolgende Generationen das bleibt, was die Domowina mit ihrem Namen zum Ausdruck bringt: Heimat.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für Ihre weitere Arbeit viel Erfolg und der heutigen Veranstaltung ein gutes Gelingen.