Regionalsprache Niederdeutsch
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Die als Regionalsprache anerkannte niederdeutsche Sprache wird in Deutschland in acht von sechzehn Ländern gesprochen.
Niederdeutsch – umgangssprachlich auch als Platt oder Plattdeutsch bezeichnet – wird in der Nordhälfte Deutschlands zusätzlich zur Hochsprache gesprochen – vorwiegend im privaten Umfeld.
Niederdeutsch ist in Deutschland als Regionalsprache im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen anerkannt. Von den Minderheitensprachen unterscheidet es sich dadurch, dass die Niederdeutsch Sprechenden keine nationale Minderheit bilden.
Herkunft und Verbreitung
Niederdeutsch zählt wie das Friesische und das Englische zu den nordseegermanischen Sprachen. Das ursprüngliche Altsächsisch sprach man im Stammesgebiet der Sachsen, das Teile des heutigen Niedersachsens und des nördlichen Nordrhein-Westfalens umfasste. In der Zeit der Hanse, also etwa von 1230 bis 1600, war Niederdeutsch die allgemeine Verkehrssprache in Norddeutschland und an den Küsten der Ost- und Nordsee.
Zuhause ist Niederdeutsch heute in den Ländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie in den nördlichen Teilen von Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.
Ein einheitliches "Niederdeutsch" gibt es ebenso wenig wie "das Hochdeutsche". Unübersichtlich sind die sprachlichen Verhältnisse beim Plattdeutschen vor allem, weil ein Standard der Schriftsprache fehlt. Platt existiert in einer Vielzahl von Mundarten. So gibt es starke Abweichungen in der Aussprache, der Wortwahl, der Grammatik und im Satzbau. Die regionalen Unterschiede tragen dazu bei, dass sich die Sprecherinnen und Sprecher oft sehr stark mit „ihrem“ Platt identifizieren.
Organisationen der Sprechergruppe
Die sprachpolitischen Interessen der Niederdeutsch Sprechenden werden auf Bundesebene durch den Bundesraat för Nedderdüütsch (Bundesrat für Niederdeutsch) vertreten. Aus den acht betroffenen Ländern sowie der Gruppe der "Plautdietsch"-Sprechenden (Plautdietsch ist die Sprache der sogenannten Russlandmennoniten) werden jeweils zwei Delegierte aus den Sprechergruppen in den Bundesrat für Niederdeutsch entsandt. Das 2017 eingerichtete Niederdeutschsekretariat in Hamburg, welches seit 2018 seine Arbeit aufgenommen hat unterstützt den Bundesrat für Niederdeutsch konzeptionell und organisatorisch.
Die Pflege und Förderung der niederdeutschen Sprache, Literatur und Kultur ist unter anderem Aufgabe des Instituts für niederdeutsche Sprache (INS). Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Dokumentation, die Information, der Aufbau und die Pflege eines Netzwerks sowie Erhalt und Weitergabe des Niederdeutschen sowie die Verzahnung mit der Wissenschaft.
Überregionale Einrichtung der Länder
Die Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben mit Wirkung vom 6. Dezember 2017 die Gesellschaft „Länderzentrum für Niederdeutsch“ gGmbH (LZN) mit Sitz in Bremen gegründet. Im Fokus der Arbeit des Länderzentrums stehen der Schutz, der Erhalt und die Weiterentwicklung der niederdeutschen Sprache.