Sorbisches Volk
Artikel
Das sorbische Volk lebt in der Oberlausitz (Freistaat Sachsen) und in der Niederlausitz (Land Brandenburg).
Das sorbische Volk, ursprünglich slawische Stämme aus dem Gebiet nordöstlich der Karpaten, kam vor rund 1.500 Jahren in das Gebiet zwischen Ostsee und Erzgebirge. In der Ober- und Niederlausitz konnte es seine kulturelle Eigenart über die Jahrhunderte zum Teil bewahren und entwickeln – unterbrochen unter anderem durch die Politik der Nationalsozialisten im Dritten Reich.
Neben der Bezeichnung "Sorben" wird vor allem in Brandenburg auch der ältere Begriff "Wenden" offiziell verwendet. Dieser geht auf römische Geschichtsschreiber zurück, die unbekannte Stämme im Osten mit dem Begriff "Veneti" bezeichneten, woraus später im Deutschen die Bezeichnung "Wenden" wurde.
Domowina – Bund Lausitzer Sorben
Die Domowina – Bund Lausitzer Sorben e.V. (DOMOWINA-Zwjazk Lužiskich Serbow z. t./Zwězk Łužyskich Serbow z. t.) mit Sitz in Bautzen/Budyšin und Cottbus/Chóśebuz ist der politisch unabhängige Dachverband sorbischer Vereinigungen. Er umfasst mehrere Regionalvereinigungen und zahlreiche Fachverbände kultureller, sprachlicher, beruflicher oder religiöser Ausrichtung. Ziel der Domowina ist es, die Sprache, Kultur und Traditionen des sorbischen Volkes zu bewahren und weiterzuentwickeln. In der gegenwärtigen Zeit des Strukturwandels arbeitet sie daran, das Sorbische/Wendische als Alleinstellungsmerkmal der Lausitz stärker auch in die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region einzubringen.
Sie vertritt die Interessen des sorbischen Volkes gegenüber Politik, Staat und Öffentlichkeit. Ferner initiiert und unterhält sie internationale Kontakte zu den slawischen Nachbarn sowie anderen Volksgruppen und nationalen Minderheiten in Europa. Der Bund, der Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg fördern die Domowina über die Stiftung für das sorbische Volk.
Stiftung für das sorbische Volk
Die Stiftung für das sorbische Volk soll dem sorbischen Volk eine weitgehend selbstbestimmte Gestaltung seiner Belange bei finanzieller Förderung durch den Bund, den Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg ermöglichen. Sitz der öffentlich-rechtlichen Stiftung ist Bautzen/Budyšin mit einer Außenstelle in Cottbus/Chóśebuz und zwei Regionalbüros.
Zweck der Stiftung ist es, die sorbische Sprache und Kultur als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes zu pflegen. Unterstützt werden unter anderem:
- das seit 1952 bestehende Sorbische National-Ensemble,
- das Deutsch-Sorbische Volkstheater,
- das Sorbische Museum Bautzen/Budyšin,
- das Wendische Museum Cottbus/Chóśebuz,
- der Domowina-Verlag, in dem sorbische Bücher, Zeitungen und Zeitschriften herausgegeben werden,
- das Sorbische Institut in Bautzen/Budyšin und Cottbus/Chóśebuz, das sich der wissenschaftlichen Erforschung der sorbischen Sprache, Geschichte, Kunst und Kultur widmet.
- Seit 2015 erhält die Stiftung zusätzliche Mittel, um die Präsenz der sorbischen/wendischen Sprache in den neuen digitalen Medien zu verstärken.
Zur Förderung der sorbischen Sprache und Kultur bewirtschaftet die Stiftungsverwaltung darüber hinaus Projektmaßnahmen zum Strukturwandel im Freistaat Sachsen für die Jahre 2022 bis 2038 in Höhe von jährlich 2,5 Millionen Euro sowie im Land Brandenburg für die Jahre 2022 bis 2031 in einer Gesamthöhe von 19 Millionen Euro auf der Grundlage des Investitionsgesetzes Kohleregionen und der hierzu verabschiedeten Förderrichtlinien. Ausführliche Informationen zu den Förderprogrammen der sorbischen Sprache und Kultur im Strukturwandel stehen auf der Homepage der Stiftung unter https://stiftung.sorben.com/deutsch/strukturwandel/ zur Verfügung.
Das Sorbische Institut
Volkstumsforschung und wissenschaftliche Arbeit in den Bereichen Kulturwissenschaften und Sprachwissenschaft erfolgen insbesondere durch das Sorbische Institut (Serbski institut z.t.). Es befasst sich zudem mit aktuellen übergreifenden Themen wie der Auswirkung der Digitalisierung auf die wissenschaftliche Erforschung und Pflege der sorbischen/wendischen Sprache und Kultur.
Dem Sorbischen Institut sind das Sorbische Kulturarchiv und die Sorbische Zentralbibliothek angeschlossen.
Die Sprachen Ober- und Niedersorbisch
Die sorbische Sprache gehört zur Familie der slawischen Sprachen und ist besonders mit dem Polnischen, Tschechischen und Slowakischen verwandt. Es gibt zwei sorbische Sprachen: Niedersorbisch/Wendisch und Obersorbisch. Vor allem das Niedersorbische/Wendische ist vom Aussterben bedroht. Niedersorbisch/Wendisch wird heute im Südosten des Landes Brandenburg, Obersorbisch im Nordosten des Freistaates Sachsen gesprochen.
Im sorbischen Siedlungsgebiet in Sachsen und Brandenburg gibt es mehrere Kindertagesstätten und Schulen von der Grundschule bis zum Gymnasium, in denen die ober- bzw. niedersorbische Sprache entweder in Form von zweisprachigem Unterricht oder als Fremdsprache unterrichtet wird.
In obersorbischer Sprache erscheint zum Beispiel die Tageszeitung "Serbske Nowiny" (Sorbische Zeitung), in niedersorbischer Sprache die Wochenzeitung "Nowy Casnik" (Neue Zeitung). Die monatlich erscheinende Kulturzeitschrift "Rozhlad" (Umschau) enthält Artikel sowohl in obersorbischer als auch in niedersorbischer Sprache. Wöchentlich erscheint die obersorbische Zeitschrift der katholischen Sorben „Katolski Posoł“, für die evangelischen Sorben monatlich „Pomhaj Bóh“, in dem sich neben obersorbischen auch niedersorbische Beiträge finden.
Sorbische Brauchtumspflege
Im sorbischen Leben hat die Brauchtumspflege einen besonderen Stellenwert. Viele sorbische Traditionen sind nach ihrer Herkunft eng an den Jahreskreis der kirchlichen Feiertage gebunden und werden noch heute gepflegt. Sorbische Trachten werden teilweise noch an Feiertagen, bei kirchlichen Festen, dem sonntäglichen Kirchgang und Familienfeiern getragen. Zahlreiche Vereine und Kulturgruppen pflegen die kulturellen Traditionen des sorbischen Volkes.